Mittwoch, 13. Juni 2018

Ubirr - ein erlebnisreicher Nachmittag mit Sonnenuntergang

11.6.2018 Ubirr

Es ist Mittag und wir fahren ca. 45 min nach Ubirr.  Zum Lunch noch ein Brötchen im Schatten und schon starten wir unseren nächsten Walk. Wir laufen zunächst durch einen kleinen Regenwald und erreichen bald sehr hohe Felsformationen aus Sandstein. Hier finden wir weitere Rock Arts und eine Höhle. Später führt unser Weg durch mannshohes Gras. Ein wirklich interessanter Walk. Bei einem der ersten Billabongs drehen wir um. Mit großem Respekt vor den Warnhinweisen auf Krokodile laufen wir nicht weiter. Der Weg geht uns zu nah am Billabong vorbei – und wenn man die Krokodile sieht, kann es zu dann spät sein. Macht nichts, dass wir umkehren – wir haben genug gesehen und unser Leben ist uns wichtig. Hier im NP sind schon einige Menschen durch Krokodile ums Leben gekommen.











Eine kurze Fahrt und schon sind wir am Endpunkt der Straße in Ubirr. Von hier startet um 16.10 Uhr ein von einem Park-Ranger geführter Walk. Doch wir haben noch etwas Zeit und ich nutze diese zum Schreiben.


Ubirr – Guided Tour über Rock Arts

Bis zum Start der geführten Tour ist noch eine Stunde. Der Parkplatz füllt sich aber zusehend. Zum Start des Walk sind 50-60 Teilnehmer vor Ort. Von Baby’s bis Rentner – alles dabei. Die Rangerin erklärt in sehr gut verständlichem Englisch (das ist nicht selbstverständlich – wir haben es auch schon anders erlebt). Auf dieser Tour werden wir an drei verschiedenen Stellen mit sehr sehenswerten unterschiedlichsten Rock Arts sehr viel Informatives erfahren.

Creation Time  (Rainbow Serpent)

In der Vorstellung der Aborigenes entstand die zunächst sehr ebene Kakadu Region derart, dass eine große (Regenbogen-)Schlange aus dem Meer kam und sich durch die Landschaft schlängelte. Es entstanden die Täler für Flüsse und die Hügel und Berge. Da die Schlange auch immer mal ruhen musste, tat sie dies insbesondere bei Billabongs und hinterließ dort immer etwas von sich. Dies ist der Grund, warum den Aborigenes die Billabongs häufig als kulturelle Plätze dienen und wir gebeten werden dies zu respektieren und nicht in diesen zu schwimmen. Nach der Regenbogenschlange kam eine Frau aus dem Meer, die die Pflanzen, Tiere, usw. schuf.

Die Aborigenes dieser Region hatten sich ein komplexes Gefüge des Zusammenlebens und der persönlichen Verantwortlichkeiten unter einander von vielen Generationen gegeben. Dieses stellte sicher, dass im Prinzip niemand allein sein muss und es neben den direkten Eltern und Kindern auch andere Menschen der Community in einem engem Verhältnis zueinander stehen. Dies wurde anhand einer Grafik erläutert, aber ich muss gestehen, dass ich dies nicht im Details wiedergeben kann. Unter anderem ist sehr genau fest gelegt, wer für wen verantwortlich ist, sondern auch wer wen heiraten darf. Interessant ist, dass trotz der engen Verhältnisse implizit sichergestellt wurde, dass kein Inzest entstand.
Dieses komplexe Gefüge beruht auf einer spirituellen Geschichte der Vorfahren, bei der eine Mutter ihr kleines Baby allein gelassen hatte. Hintergrund dabei ist nun, dass immer mehr als eine Person für eine andere verantwortlich ist. „Viele Mütter/ Geschwister/ …“.










Main Gallery

Die Aborigenes verwenden Rock Arts für diverse Zwecke. Es finden sich Darstellungen, die einen Bezug zu allem haben, was man in der Region an Essbarem findet. Darstellungen dienen aber auch der Illustration der Tätigkeiten des täglichen Lebens (z.B. Jagen) oder um mit den Vorfahren in Kontakt zu bleiben (spirituelle Aspekte). Andere Darstellungen dienen der Weitergabe von Informationen der älteren Generationen an die Jüngern.

Die Main Gallery ist eine wundervolle Darstellung all dessen, was die Aborigenes zu einer gewissen Zeit an Tieren gejagt und verspeist haben. Diese Darstellungen wurden über die Jahrtausende immer wieder übermalt. Dabei hatte jede Zeit seine besondere Art der Darstellungen.

Die älteste (einfachste Strich-) Zeichnung ist geschätzt 20.000 Jahre alt. Damals sah die Kakadu-Region ganz anders als heute aus. Es war Steppe ohne Bäume und das Meer war viel weiter entfernt als heute. Die Menschen waren jeden Tag damit beschäftigt, für ihr Essen zu sorgen. Im Wesentlichen gab es Känguru’s – und die Zeichnung zeigt einen Jäger mit Bumerang und Känguru.


Vor ca. 6.000 Jahren konnte nicht mehr mit Bumerang gejagt werden, es wuchsen Bäume und Sträucher. Die Jäger hatten sich auf Speere umgestellt. Auch dies kann man übermalten Bildern entnehmen. Die Menschen verbrachten ihre Zeit jetzt nicht mehr nur  ausschließlich mit der täglichen Jagd, es gab ausreichende und vielseitige Nahrung – diverse Fischarten, Schildkröte und Goana. Die Tiere sind so naturgetreu nachgezeichnet, dass man u.a. die verschiedenen Fischarten an ihren besonderen Merkmalen in der Darstellung klar unterscheiden kann. Die besonders schmackhaften und fettreichen Arten wurden gelb gezeichnet.





ein Barramundi

links ist eine Schildkröte erkennbar


Langhals Schildkröte

 

Weitere Rock Arts

Weitere Erläuterungen haben wir dann leider nicht mehr verfolgt. Wir haben einen Berg bestiegen, von dem aus wir den Sunset bewundern wollten.





Man stelle sich nur vor, dass im Kakadu NP etwa 5.600 verschiedene Stellen mit Rock Arts bekannt sind. Man vermutet bzw. schätzt, dass es noch weitere, unbekannte 15.000 Stellen gibt.

Sunset

Oben auf dem Berg angekommen, stauen wir nicht schlecht. Wir haben eine 360 Grad rundum Sicht. In Richtung Sonnenuntergang liegt eine grasbedeckte Ebene vor uns. An den Seiten ragen Hügel heraus. Was für ein Anblick. Mit uns sind viele anderen Menschen hier oben und wollen den Sonnenuntergang genießen. Es ist schon ein besonderes Erlebnis und Privileg, hier sein zu dürfen. Jeder der Anwesenden gestaltet diesen Moment für sich anders.







 
Nachdem die Sonne untergegangen war, begannen alle mit dem Abstieg. Unsere Stirnlampen kamen nicht zum Einsatz, denn wir waren schnell unten. Die Fahrt zum Campsite fand dann im Dunkeln statt. Ich war froh zurück zu sein, denn Fahrten im Dunkeln sind wegen der erwachenden Tierwelt manchmal nicht ganz ohne. Ich wollte kein Känguru vorm Kühler haben. Aber es ging ja alles gut.

Mit einem Wrap zum Abendessen beenden wir diesen sehr erlebnisreichen Tag.

1 Kommentar:

  1. Da machen wir ja hier beim Lesen auch einen Rock Art-Crashkurs! Danke für die Einblicke!

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